Kennst du auch diese Menschen, die aus nahezu allen Lebenssituationen ein Spiel machen? Die sich voller Begeisterung und Hingabe mit Spielen beschäftigen können?
Und kennst du auch Menschen, die so gar nicht spielen können und auch keine Spiele mögen?
Zu welcher Sorte Mensch gehörst du?
Verspieltheit wird häufig mit Kindern in Verbindung gebracht, die von Natur aus gerne experimentieren und ihre Welt spielerisch entdecken. Die jüngste psychologische Forschung beschäftigt sich mit den Fragestellungen, inwieweit auch Erwachsene eine Neigung zu spielerischem Verhalten haben können und welche Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit hat.
Verspieltheit ist laut Psychologen eine Persönlichkeitseigenschaft, welche sich auf unterschiedliche Lebensbereiche positiv auswirkt. So wurde herausgefunden, dass verspielte Menschen eine verbesserte körperliche und psychische Gesundheit aufweisen, kreativer sind und zufriedener in ihren sozialen Beziehungen sind. Auch hat Verspieltheit eine günstige Auswirkung auf die berufliche Leistung.
Verspieltheit wird von Proyer als eine individuelle Eigenschaft angesehen, wobei die verspielten Personen die Fähigkeit haben, ihre alltäglichen Situationen so zu gestalten, dass sie unterhaltsam und interessant erlebt werden. Es geht also nicht nur darum, dass verspielte Personen mehr spielen im Sinne von Gesellschaftsspielen, Mannschaftsspielen, Wettbewerbsspielen oder intellektuelle Spielen, sondern diese Personen besitzen die Kompetenz, ihren alltäglichen Anforderungen spielerisch zu begegnen.
Verspieltheit besitzt nach dem OLIW-Modell vier Dimensionen:
Other-directed: mit anderen spielerisch zu interagieren, Konflikte spielerisch lösen, in Beziehungen Neues ausprobieren
Lighthearted: das Leben als Spielfeld zu betrachten, Unbeschwertheit, lieber spontan improvisieren anstatt zu planen, eine lockere Herangehensweise an das Leben
Intellektuell: Freude an Herausforderungen und Komplexität, Routinen werden eher vermieden, Spaß an Neuem
Whimsical: Vorliebe für ungewöhnliche Aktivitäten, Dinge oder Menschen, amüsante Beobachtungen in alltäglichen Situationen
In der Studie von Proyer wurde untersucht, inwieweit sich Verspieltheit trainieren lässt, so dass sich die positiven Effekte der Verspieltheit auf die physische und psychische Gesundheit, auf den Umgang mit Herausforderungen und auf soziale Beziehungen auch von Menschen nutzen lassen können, die eine eher geringe Ausprägung in der Verspieltheit besitzen.
Wie kannst du nun Verspieltheit trainieren?
In der vorliegenden Studie wurde dies so gemacht:
1. Die drei spielerischen Dinge:
Die Versuchsteilnehmer sollten abends vor dem Zubettgehen reflektieren, welche Situationen sie am vergangenen Tag als verspielt erlebt haben. Dabei sollten sie notieren, welche Situation das war, wer dabei war und wie sie sich dabei gefühlt haben.
2. Gehe mit Situationen spielerisch um:
Hierbei sollten die Teilnehmer ihre Fähigkeit zur Verspieltheit in Situationen einsetzen, in denen sie das für gewöhnlich nicht tun würden. Auch diese Erfahrungen sollten abends notiert und beschrieben werden.
3. Spielerische Situationen beschreiben:
Die Teilnehmen sollten in dieser Übung spielerische Situationen beschreiben, welche sie beobachtet haben und die Anzahl dieser Situationen notieren.
Die Forscher konnten einen Anstieg an Verspieltheit bei den Teilnehmern beobachten. Außerdem fanden sie ein verbessertes Wohlbefinden und eine Linderung von depressiver Symptomatik.
Herzliche Grüße
Wenke Kroschinsky
Psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie
Quelle:
Proyer R.T., Gander F., Brauer K., Chick G. Can Playfulness be Stimulated? A Randomized Placebo-Controlled Online Playfulness Intervention Study on Effects on Trait Playfulness, Well-Being, and Depression. Applied Psychology: Health and Well-Being (2020). doi: 10.1111/aphw.12220 (23.07.2023)
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